Zwanzig Mädchen über zwanzig sitzen gestylt in froher Rund
Und sie reden, zwischpern, tratschen, flüstern,
Viel Neues geben sie sich kund!
So wird im Städtchen hier geschieden, dort gestorben,
Die Jugend die ist ganz verdorben,
Dann ist man krank, voll Schmerz und Weh,
von Kopf, Herz, Bauch bis zum Zeh!
Und sie reden, zwischpern, flüstern
aufgegestylt in froher Rund,
Viel Neues kommt aus ihrem Mund!
Da! Die Präsidentin schwingt die Glocke,
und es wird ganz mäuschenstill,
denn die Glocke ist das Zeichen,
dass sie etwas sagen will!
Und als sie genug geklingelt-
Ja, das Klingeln macht ihr Spaß-
Steht sie auf und spricht gewichtig:
Na, ich denk, wir singen was!
Die Dirigentin sucht jetzt emsig,
wo die Stimmgabel wohl steckt- – –
in irgendeiner Jackentasche
hat sie endlich sie entdeckt!
Und sie führt zum Ohr die Gabel
Und macht „aaaaaah“ – das ist der Ton,
den man nötig für den Einsatz
hat; doch, horch sie singen schon!
Mi-mi-mi- und na-na-na,
hört man die Stimmen jetzt ganz klar,
Und sie öffnen ihren Mund,
erst oval, allmählich rund.
Und – mit Hilfe ihrer Lungen
Wird mal hoch und laut gesungen!
Und sie singen viel von Liebe
Von Sehnsucht und vom Mai,
und elf Verse hat dies Liedel,
und dann geht auch das vorbei.
Müde von der Armbewegung
Der Dirigentin Hände , sinken herab
Müde von den tiefen Tönen
Wischt der tiefe Alt den Schweiß sich ab!
Der erste Sopran ist ganz begeistert,
wie ihm heut das A gelang,
die zweite Stimm` sich räuspernd,
sagt, wie gut ich heute sang!
Und dann sitzen zwanzig Elfen über zwanzig
Aufgestylt in froher Rund
Und sie zwischpern, reden, flüstern
Ein Likörchen füllt den Mund.
Die Dirigentin, die geht dann bebend,
aber froh dass sie noch lebend,
heimwärts. Legt sich müde nieder.—–
Nächste Woche singen sie wieder!
Frei nach Gedichten von Heinz Erhard: Die Sängerin, Der Männergesangverein
24.03.2023 Günter Seibt